Unter dem Namen Wir_wollen_helfen haben eBay und die Deutsche Post/DHL eine riesige Spendenaktion für Flutopfer in Südostasien initiiert.
Offenkundig eine löbliche Sache, doch fragt sich der genauer Analysierende: „Kann man sein Geld noch ineffizienter von A nach B tragen?“
Was geschieht? Wohlmeinende Privatpersonen spenden beliebige Gegenstände. DHL befördert sie portofrei zu einem Verteilerlager. Dort werden sie fotografiert, beschrieben und als Auktionsartikel bei eBay eingestellt. Andere wohlmeinende Privatpersonen ersteigern die Gegenstände, und DHL befördert sie (wiederum portofrei?) zu diesen. Angenommen wird alles, was sich in ein 20 kg-Paket stopfen läßt; es soll möglichst mindestens 25 Euro erlösen.
Soweit die Theorie. Die Praxis: Bewegt wird oft der letzte Dreck, verpackt wird lieblos, ankommen tun Scherben. Erlöst wird wenig. Die Käufer/Spender ergießen sich in Positivbewertungen im Tenor von „zum dritten Mal nur Bruch angekommen, und die Beschreibung war falsch, aber egal, Hauptsache wir helfen. Wer hier negativ bewertet, soll sich was schämen!“
In diesem Moment wurden 643.546 Euro Spenden erlöst. Dafür wurden 49417 Auktionen bemüht. 2175 positive und 38 negative Bewertungen zählen. Es wurden also nur bei 4 % der Auktionen überhaupt Bewertungen abgegeben – ihr Inhalt: s. o. Durchschnittlich brachte eine Auktion demnach 13 Euro. Traurige Seitenepisode: Mehrere Käufer berichten, daß sie 12 Euro (!) Nachporto bezahlen mußten – und das bei Paketen, die von DHL verschickt werden…
Bedenkt man, daß ein DHL-Paket mindestens 7 Euro kostet, schnell sogar 14 Euro, und daß es zweimal bewegt werden muß, vom Sachspender und dann zum Geldspender, im Mittel also 20 Euro Porti anfallen, und nimmt man an, daß die Gegenstände womöglich sogar noch einen Wert haben, bescheiden geschätzt je 5 Euro, so hätte es offensichtlich das Doppelte gebracht, wenn DHL und die eBay-Käufer jeweils den Geldbetrag gespendet hätten, der Postbote zu Hause geblieben wäre und der Absender die Ware in die graue Tonne gekloppt hätte. (Aufgerechnet werden kann, daß DHL natürlich nur Selbstkosten anfallen, dagegen steht aber ein Mehraufwand für das Fotografieren, Erfassen und Einstellen.)
Anscheinend muß man in unserer Spaßgesellschaft aber erst einen solchen Motivationsapparat einsetzen, um irgend jemand überhaupt zu einer Spende zu bewegen. Traurig.